Kinder wachsen mit körperlicher Nähe auf – und die tut eigentlich immer gut. Aber manche -Erwachsene missbrauchen das Vertrauen der Kinder. Und gerade im nahen sozialen Umfeld verschwimmen die Grenzen zwischen Zärtlichkeit und Missbrauch sehr langsam. „Ja, ich mag meinen Onkel. Nein, ich mag nicht, wie er mich gerade anfasst!” Viele Kinder verstummen, wenn sich ihre Ja- und ihre Nein-Gefühle widersprechen. Mit dem Präventionsprojekt „Mein Körper gehört mir!“ der Theaterpädagogischen Werkstatt werden Kinder deshalb seit über 20 Jahren ermutigt, ihren Nein-Gefühlen uneingeschränkt zu vertrauen, anderen von ihnen zu erzählen und sich Hilfe zu holen.
Dieses Thema liegt der Marienschule Sundern mit Ihrem Teilstandort in Hellefeld sehr am Herzen. Zusätzlich ist es seit diesem Schuljahr auch Pflicht, ein Schutzkonzept zu erstellen. „Mein Körper gehört mir“ wird ein Baustein dieses Konzeptes sein.
Die Bürgerstiftung Sundern erklärte sich Anfang des Schuljahres zur Freude der ganzen Schulgemeinde sofort bereit, die Kosten für dieses Präventionsprojekt zu übernehmen.
In den vergangenen drei Wochen besuchte ein Zweierteam der Theaterpädagogischen Werkstatt jeweils einmal pro Woche unsere Aula des Hauptstandortes. Die Schüler/innen vom Teilstandort in Hellefeld wurden per Bustransfer auch nach Sundern gebracht.
Die kurzen Szenen von „Mein Körper gehört mir!“ wurden klassenweise gespielt und schildern Situationen, in denen die körperlichen Grenzen von Kindern überschritten und verletzt werden und thematisieren Facetten sexueller Gewalt. Dabei sind sie nah am Alltag erzählt. So können die Kinder leicht nachvollziehen, wie andere Jungen und Mädchen ihre Nein-Gefühle erkennen. Und sie können beobachten, wie sie Hilfe suchen und finden – bei der Mutter, die zuhört, beim Hausmeister, der die Polizei einschaltet und bei der Lehrerin, mit der sich offen über alles reden lässt.
Bevor die Kinder die Akteure in verschiedenen Rollen erleben, lernen sie diese erstmal als reale Personen kennen. Denn „Mein Körper gehört mir!“ ist keine Show, sondern eine lebhafte Unterhaltung mit den Kindern. Da ist es selbstverständlich, dass eine klare und kindgerechte Sprache gesprochen wird. Außerdem sorgt am Anfang jeder Begegnung unser Körpersong für gute Laune. Das macht die Kinder stark für ernste Themen. Auch während der Spielszenen wenden die Akteure sich an die Kinder: „Wie fühlt sich der Junge jetzt gerade? Was hättet ihr gemacht?” Weil die Kinder mitdenken, mitfühlen und mitreden, verinnerlichen sie die Geschichten und Botschaften langfristig. Wenn der Pausengong unseren Besuch beendet, beschäftigt das Thema Missbrauch die Kinder natürlich weiter. Deshalb arbeiten wir vor, während und nach der Vorstellung eng mit den Lehrkräften zusammen und stellen Materialien zur Nachbereitung zur Verfügung.
Mit „Mein Körper gehört mir!“ werden ganz praktische Strategien vermittelt. Was kannst du tun, wenn jemand deine körperlichen Grenzen überschreitet? Wie bekomme ich Hilfe bei sexueller Gewalt? „Wenn du ein Nein-Gefühl hast, geh zu jemandem und erzähl ihm davon!” So lautet die wichtigste Botschaft. Deshalb nehmen die Kinder am Ende nicht nur Gefühle und Geschichten mit nach Hause, sondern auch eine Telefonnummer, unter der sie Menschen erreichen, die ihnen weiterhelfen können.